Damsel in Distress

Gestern wurde die erste Folge von Anita Sarkeesians Doku-Serie Tropes vs. Women in Video Games veröffentlicht. Die Veröffentlichung über feministfrequncy legt nahe, dass es mal wieder aus feministischer Sicht gegen Sexismus geht.

Ich habe mir die erste Folge Damsel in Distress: Part 1 angesehen um zu sehen, was davon zu halten ist. Die Ankündigung auf Kickstarter hat sich jedenfalls interessant angehört.

Worum geht es? Anita Sarkeesian beschreibt ein Phänomen in Computerspielen, dass sie „Damsel in Distress“ nennt. Dabei geht es um den Fakt, dass ein weiblicher Charakter eingesperrt, gefangen, seiner Macht beraubt wird und von einem Helden befreit werden muss. Als berühmte Beispiele führt sie Peach (Toadstool), Daisy aus den Mario-Spielen und Zelda an.

Das und die weiteren Beispiele fand ich sehr interessant, ich finde Tropes ja generell interessant, auch in Filmen. Es macht auch Spaß, sie in Filmen zu suchen. Mit ihrer anschließenden Kritik übertreibt sie imho jedoch. Durch die wiederholte Verwendung würde der Eindruck gefördert, dass Frauen generell schwächer als Männer sind und sich nicht allein zur Wehr setzen können. Ich sehe das nicht so schwerwiegend. Generell sollte man ein Weltbild haben, das sich nicht zu 100% aus aufgenommenen Infos aus Filmen, Spielen und Büchern entstammt. Weiterhin sind die Szenarien ja nicht immer untypisch. Die Prinzessinnen sind ja nicht eigentlich wehrhafte Frauen, sondern eben Prinzessinnen. Marios erster Auftritt in Donkey Kong, dem er Pauline entreißen muss, fällt natürlich auch in die Kategorie. Dafür gibt’s aber mit der Donkey Kong: Pauliene Edition eine moderne Revanche.

Weiterhin kritisiert sie, dass in modernen Neuauflagen und Fortsetzungen das Prinzip nicht aufgegeben wird. Nun, in neuen Spielen darf das gern anders sein. Aber wenn die Prinzessin auf einmal Mario retten muss, möchte ich das nicht mehr spielen ;) Zu den Neuauflagen: es handelt sich dabei teilweise um 1:1-Umsetzungen, in denen nur die Grafik verändert wurde.

Was mir etwas fehlte: mittlerweile gibt es ja bekanntermaßen starke weibliche Charaktere, wie zum Beispiel Lara Croft und Cate Archer (auch wenn es dabei natürlich andere Probleme gibt ;)). Doch auch früher gab es bereits die zahlreichen Frauen in Beat ’em ups wie Tekken (Anna, Nina, Julia, Ling Xiaoyu, etc) und Street Fighter (Chun-Li) und in den Rollenspielen. In den vielen Final-Fantasy-Teilen gab es zahlreiche weibliche Charaktere, darunter zum Beispiel Refia (FF3), Rinoa (FF8) Yuna, Lulu, Rikku (FFX) und Lightning (FF13). In Secret of Mana waren zwei der drei Hauptcharaktere weiblich und beide deutlich cooler als der „Held“. Ebenfalls in den 80ern wurden zwei berühmte Charaktere eingführt, die das Damsel-in-Distress-Thema auf den Kopf stellen: Samus Aran und Giana, die gerade erst ein neues Spiel spendiert bekommen hat. Ich könnte die Liste noch endlos fortsetzen, und das sind nur Spiele, die ich gespielt habe ;)

In einer Sache muss ich Anita Sarkeesian jedoch zu 100% recht geben: das 1999 entwickelte Spiel Dinosaur Planet hätte wie geplant rauskommen sollen. Stattdessen haben wir nun ein Star Fox Adventures… Danke Miyamoto :-/ Naja, man kann ja nicht immer genial sein. Geschickterweise „vergisst“ sie auch noch, dass Krystal versucht die Prinzessin zu befreien. Aber sie sieht den Damsel-in-Distress-Trope nur erfüllt, wenn ein Mann eine Damsel rettet.

Hier noch die Szenen aus Dinosaur Planet:

Zuletzt geändert: 31. März 2019 um 0:17 Uhr.

Geschrieben von .

a.k.a.

Ich bin Diplom-Informatiker, den es von Herten im wunderschönen Ruhrgebiet nach Berlin verschlagen hat. An der TU Berlin forsche ich nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der kombinatorischen Optimierung an Graphalgorithmen; nebenbei bringe ich Anfängern Programmieren bei. Ich blogge hier über alles was mich interessiert, vor allem Nerdiges und Reisen.

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