Archiv der Kategorie: Netz

Ein Switch für EntertainTV mit IGMPv3

Aktuelle Netzwerkkonfiguration mit altem Switch

Die bisherige Einrichtung der Medien-Zentrale im Wohnzimmer

Zum Anschluss zahlreicher internetfähiger Geräte steht schön im Schrank versteckt ein kleiner, alter Switch. Der Betreibt unter anderem magentanes IPTV der Marke EntertainTV. Das nutzt zum Verteilen der Daten Multicast und das Verfahren IGMPv3. Bei der Einrichtung können zahllose Probleme auftreten; das Internet ist voll davon. Um es überhaupt erstmal zum Laufen zu bekommen, kann es notwendig sein in die Tiefen der Routerkonfiguration abzusteigen und am VLAN-Tagging rumzuspielen. Wenn das Fernsehen dann läuft, wie es soll können weitere Probleme auftreten.

Multicast ist die richtige Technologie für IPTV. Wie der Name andeutet, verbreitet Multicast Datenpakete an viele viele Empfänger. Damit wird ermöglicht, dass viele Nutzer sich einen Datenstrom teilen und nicht das ganze Netz (in diesem Fall der Telekom) überlasten. Im Heimnetz kann das jedoch Probleme verursachen. Der Datenstrom soll hier ja nur an ein bestimmtes Gerät gehen (den IPTV-Receiver). Alte Hardware, die das moderne Protokoll nicht kennt, kann keine Zuordnung an ein spezielles Gerät vornehmen. Daher wird der Datenstrom einfach überall hin gesendet.

Das Verfahren funktioniert in dem Sinne, dass der Receiver das TV-Signal empfängt und man damit Fernsehen kann. Als unschöner Nebeneffekt empfangen jedoch alle anderen Geräte im Netz ebenfalls die Daten. Was einige über Kabel angeschlossene Geräte, wie ein PC, das gut abkönnen, ist die Lage bei WLAN leider anders. Die Vielen überflüssigen Datenpakete verstopfen das Funktnetz und sorgen dafür, dass WLAN nicht funktioniert. Zur Lösung gibt es zahllose Beiträge in diversen Blogs und Foren, zum Beispiel bei Dennis Hobmaier für einen Netgear GS108Ev2 beschreibt oder bei Stübi, der ebenfalls die Netgear-Konfiguration beschreibt.

Antiker Switch Frontansicht

Leicht vergilbt und angestaubt: Der antike Noname-Switch. Bisher hat er immer gute Dienste geleistet.

Antiker Switch Hinten

Von hinten ein normaler 8-Port-Switch, nicht viel anders als aktuelle Geräte.

Genau das Problem habe ich gehabt. Die Geräte im Wohnzimmer hängen alle an einem Switch, dessen Alter ich nicht mehr genau bestimmen kann. Ich schätze mal, dass er so 20 Jahre auf dem Buckel hat. Und damit nichts mit IGMPv3 anfangen kann. An dieser Stelle eine Warnung: auch moderne Switches müssen das nicht unterstützen! Hinter dem Switch ist ein WLAN-Access-Point. Und in der Konsequenz, kann man nicht gleichzeitig Fernsehen und das WLAN nutzen.

Konfiguration

Ich habe mich für den TP-Link TL-SG2008 entschieden. Mit TP-Link-Hardware habe ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht, laut Einträgen im Telekomhilft-Forum funktioniert er zusammen mit EntertainTV und ansonsten scheint er von der Technik ganz gut zu sein, und das zu einem vernünftigen Preis. Auch wenn er nicht mehr so günstig ist, wie der Noname-Switch, den ich damals für 30 DM kaufen konnte. (DM, das war das Ding vor dem Euro…)

Man kann direkt loslegen mit dem TV-Konsum, aber um das Problem mit dem überlasteten WLAN zu beheben ist etwas Konfiguration notwendig. Im wesentlichen muss nur IGMP-Snooping aktiviert werden, das sich im Menü hinter dem Punkt Multicast verbirgt. Es genügt leider nicht, einfach einen Haken zu setzen. Glücklicherweise informiert die erste Seite direkt, dass drei Konfigurationen durchgeführt werden müssen: Global Config, was die erste Snooping Config-Seite ist, sowie Port Config und VLAN Config, die folgenden Konfigurationsseiten.

Standardmäßig ist IGMP Snooping deaktiviert. Es muss zunächst auf Enable gesetzt werden.
TP-Link TL-SG2008 Konfiguration IGMP Snooping

Globale IGMP-Snooping-Konfiguration

Weiter geht es mit der Portkonfiguration. Hier muss das Snooping für die einzelnen Ports aktiviert werden. Ich habe es für alle aktiviert, ob es Nachteile gibt, wenn man zu viele auswählt, weiß ich nicht. Es könnte aber einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben.
TP-Link TL-SG2008 Konfiguration IGMPv3 Ports

Portkonfiguration

Zuletzt muss das VLAN konfiguriert werden. Das hier ist nicht zu verwechseln mit der generellen VLAN-Konfiguration. Es muss vermittels Create ein neues VLAN erstellt werden. Dieses VLAN wird die Multicast-Daten empfangen. Das heißt, hier dürfen nur die Ports aktiviert werden, an denen der eingehende Datenstrom vom Router anliegt und der Mediareceiver angeschlossen ist. Bei mir sind das die Ports 1 und 2. Die abschließende Konfiguration sieht wie im Bild aus, die aktiven Router Ports für das VLAN sind 1-2.
TP-Link TL-SG2008 Konfiguration IGMP VLAN

VLAN-Konfiguration

Die Konfiguration ist nun fertig, Auf den Ports 1 und 2 werden die Multicast-Daten verteilt, und Geräte ohne IGMPv3-Support, wie der WLAN-Router können an den Ports 3-6 angeschlossen werden.

Weite Konfigurationen können nun natürlich im Anschluss vorgenommen werden. Zum Beispiel der Datenvorrang. Man kann da unterschiedlich argumentieren. Ich denke ja, das Fernsehen sollte gegenüber anderen Daten nachrangig behandelt werden, aber Dennis Hobmaier kommt zu einem anderen Fazit, „Schließlich sollte TV Vorrang gegenüber Daten-Downloads haben“.

Zuletzt sieht die Medienzentrale nun auch schöner und weniger vergilbt aus. Aber das sieht man im verschlossenen Schrank ja eher nicht.

Die neue Media-Zentrale

Die aktualisierte Media-Zentrale mit dem neuen IGMPv3-Fähigen Switch und dem alten (nicht fähigen) Access-Point. Je ein HDMI- und Ethernet-Kabel erlauben, weitere Geräte schnell anzuschließen.

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 18. Dezember 2018.

Quo vadis, iGoogle?

In weniger als zwei Wochen wird iGoogle eingestellt. So habe ich zuerst von verschiedenen nerd-Blogs gelesen. Das Produkt kam mir sehr unbekannt vor, doch langsam dämmerte mir: vor mindestens 100 Jahren habe ich das auch mal genutzt. (Damals, als StudiVZ noch über 9000 Nutzer hatte.)

Ich hab mal einen Screenshot angefertigt, wie ich damals mein iGoogle eingerichtet habe. Zelda mag ich immer noch, aber teilweise ist es schon interessant was sich verändert. PCGames lese ich nicht mehr, weder als Printausgabe noch digital und Filmstarts scheint seinen RSS-Feed deaktiviert zu haben.

Überrascht war ich eher, dass vor 16 Monaten, als es angekündig worden ist, viele Beschwerden aufkamen. Ich vermute aber, es scheint hier ein Problem mit der Wahrnehmung zu geben, die paar User, die es nutzen übersehen, dass sie so wenige sind.

Immerhin ist Google so nett, und verlinkt gleich auf eine Seite mit Alternativen.

Mein iGoogle

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 20. November 2013.

Soziale Empfehlung: Wie Google Werbung mit Nutzern macht

Google wird demnächst ein neues Feature freischalten, die Soziale Empfehlung. Benutzer von Google+ wurden bereits von Google in einer Mail und mit einer Stream-Benachrichtigung darüber informiert, aber auch zahlreiche Blogs berichten darüber.

Was ist das genau? Bisher wurden Empfehlungen von Kontakten (+1) zum Beispiel bei Programmen im Play Store angezeigt, was tatsächlich wirklich Praktisch ist und für mich auch Kern-Nutzen von sozialen Netzwerken. In einem weiteren Schritt möchte Google aber auch Profilbilder, Bewertungen und kurze Texte in Werbung einblenden. Das Feature wird vermutlich am 11.11 eingeführt, und bereits jetzt ist darüber informiert worden. Ich stehe dem Ganzen zwiespältig gegenüber, aber immerhin ist Google vorbildlich und informiert vorab gut verständlich auf einer Infoseite darüber, natürlich auch mit Beispielbildern.

Auf der Infoseite kann man natürlich auch angeben, ob man daran teilnehmen möchte, oder nicht. Bei einigen Nutzern ist der Haken bereits aktiviert, bei einigen jedoch nicht. Das scheint mit den Usereinstellungen zur Veröffentlichung von +1 und Bewertungen bei Zagat. Ich persönlich habe mich dagegen entschieden. Es ist OK, wenn Google meine Daten sammelt und mit (möglichst guter) personalisierter Werbung Geld verdient. Aber: ich möchte nicht, dass jemand mit mir Geld verdient. Und genau das geschieht in dem Fall, wenn jemand eventuell wegen meiner Bewertung oder dem Bild auf eine Anzeige klickt.

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 12. Oktober 2013.

Protest gegen Spionage nun auch in der NSA-Hochburg USA

Die Organisation Restore the Fourth ruft zu Wiederstand gegen die immer weiter um sich greifende Überwachung auf. Ihr Name bezieht sich dabei auf den vierten Zusatzartikel der US-Verfassung, in dem es heißt

The right of the people to be secure in their persons, houses, papers, and effects, against unreasonable searches and seizures, shall not be violated…

Ich kann nicht sagen, wie groß die Proteste der Amerikaner wirklich sind, Fleischhauer bei Spiegel-Online meint ja, dass es den meisten Amis egal wäre. Mal sehen wie sich das weiter entwickelt.

Zu den Unterstützern der Aktion zählen unter anderem die üblichen Verdächtigen wie 4chan, Reddit und DuckDuckGo aber auch Mozilla und die EFF und viele weitere.

[via heise]
Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 10. März 2017.

PayPal-Mist trifft Murphy

PayPal hat bei mir grad einen weiteren Minuspunkt bekommen :O (Ja, das geht noch!)

Die Story: Leider musste ich gerade PayPal für eine eBay-Bestellung benutzen. Da mein Passwort irgendwie nicht akzeptiert worden ist, habe ich die Recovery-Funktion benutzt. Es ist ja gut, dass man bei der Passworteingabe netterweise aufgefordert wird, ein sicheres Passwort zu wählen (pseudo – weil: maximal 20 Zeichen :facepalm: ). Dass man das dann jedoch nicht mit Copy & Paste einfügen darf, is scheiße. Wozu gibts denn KeyPass? Und dann hatte ich an dem Rechner noch nichtmals NoScript installiert, um das dumme JavaScript zu deaktivieren :( . Schonmal 20 zufällige Zeichen eingegeben?

Manchmal schlägt Murphy halt richtig zu :-P

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 30. Mai 2013.

Glass-Porno

Um das beste Gesetz im Internet (Rule 34) zu erfüllen, hat Mikandi letzte Woche die Entwicklung der ersten Porno-App für Glass bekanntgegeben ;).

Es hat nur ein paar Tage gedauert, bis sich die Ankündigung zu den bekanntesten Blogs verbreitet hat. Interessant finde ich, wie Leute über Pornos auf Glass diskutieren. Als ob es eine Frage des „ob“ wäre, höchstens des „wie“. Abgesehen von Hatern scheint der Konsens scheint zu sein, dass Pornos auf Glass auf jeden Fall kommen (und vermutlich deutlich zum Erfolg von Glass beitragen), doch einige finden die Idee von Glass-Pornos absurd und überraschend. Diesen Leuten sei folgendes nochmal in Erinnerung gerufen:

Da Pornos bisher auf jedem Medium verbreitung gefunden haben, gehe ich mal davon aus, dass dies auch auf Glass der Fall sein wird. Die neue Möglichkeit des POV-Pornos bietet auch einige neue Ideen. Wir können gespannt abwarten, bis Glass für die Allgemeinheit verügbar sein wird, dauert es eh noch ein bisschen.

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 30. Mai 2013.

Das böse hat mich erwischt ;)

Ich habe mich lange gewehrt und nun ist es doch passiert, ich habe mir einen Facebook-Account zugelegt (schließlich muss ja „jeder“ bei Facebook sein ;) ). Aber keine Angst, ich habe nicht vor den Account zu benutzen.

Durch einen Post von Sergio Amaro bin ich auf die Idee gekommen, auf Facebook für Google+ Werbung zu machen. Das hat auch den Vorteil, dass ich gefunden werde, falls jemand nach mir suchen sollte.

Das ganze sieht dann so aus:

Facebook-Profil

Die Vorlage habe ich etwas abgeändert, da ich nur auf G+ aktiv sein möchte. Hier sind noch die Assets, die ich selbstversändlich zur Benutzung freigebe (in Deutsch und Englisch):


Ich bin nur bei Google+

I'm only at Google+

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 20. November 2013.

Jugendschutz :-/

Heute muss ich mal wieder über eines meiner Lieblingsthemen ablästern: den „Jugendschutz“ in Deutschland. Eigentlich wollte ich Harry Potter: Der Orden des Phönix, der gestern lief, ein bisschen nebenbeilaufen lassen. Vermutlich aufgrund antiken Urheberrechts gibt es bei den privaten TV-Sendern in der Mediathek hauptsächlich Müll. Gerade da bin ich auf „Faszination Po“ auf Arte aufmerksam geworden. Durch den mir komischerweise ;-) interessant erscheinenden Titel aufmerksam geworden, konnte ich der Inhaltsangabe entnehmen, dass es sich um eine Doku über den Po in der (Kunst-)Geschichte handelt.

Nun wollte ich die Doku natürlich auch sehen. Aber: Fehlanzeige. Mit dem Hinweis, dass die Sendung nur zwischen 23:00 und 06:00 gesehen werden kann, hat Arte demonstriert, dass das Medium Internet nicht verstanden worden ist. Zum Schutz von Arte muss ich natürlich einräumen, dass der von Altparteien abgeschlossene Jugendmedienschtaatsvertrag dahinter steckt. :facepalm:

Imho muss man die Jugend vor Leuten schützen, die es nicht gebacken bekommen, vernünftige Regelungen für zeitversetztes Fernsehen zu etablieren. Schlimm genug, dass nach 7 Tagen gelöscht werden muss… (Danke, private :) Immerhin scheinen sich die öffentlich rechtlichen zu bemühen, die lächerliche Situation so gut es eben geht zu gestalten)

Alternativprogramm: Real Humans

Da ich nun was anderes tun musste, habe ich statdessen die erste Folge der schwedischen Science-Fiction-Serie Real Humans gesehen.

Die Serie spielt in Schweden in einer Welt, in der humanoide Roboter zum Alltag gehören. Die Roboter übernehmen Alltagsaufgaben, wie Haushaltspflege oder Arbeiten in Fabriken. Darüberhinaus pflegen sie auch alte Menschen und helfen bei Einsamkeit. Selbstverständlich können die Roboter auch zum Sex benutzt werden ;)

Nach der ersten Folge weiß ich noch nicht wirklich, worum es geht. Angefangene Plots sind bisher eine Gruppe von Robotern, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben (was sonst) und die Probleme, die durch die Roboter entstehen. Es gibt Personen, die die neue Technologie ablehnen und Menschen, die Roboter als menschliche Wesen annehmen und eine Beziehung zu ihnen aufbauen.

Nach der ersten Folge bin ich gespannt, wie es weitergeht. Wer eher ruhigere Science-Fiction ohne Action mag sollte auch mal reinschauen. Und das ganze ohne Arte-Altersbeschränkungen, obwohl der Untertitel „Dieses Programm enthält Bilder, die schockieren können“ lautet.

Nun kuck ich erstmal die Po-Doku. Es ist ja nach 11 Uhr. Blöd nur, dass ich eigentlich nicht mehr 55 Minuten wach bleiben will. Morgen muss ich ja arbeiten oO

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 8. April 2013.

Amoklauf in New York

Angesichts des Amoklaufs gestern in der Sandy-Hook-Schule hat Phönix die Doku Amokläufer im Visier (IMDB) erneut gezeigt. Der Film ist entstanden, als nach den Amokläufen in Erfurt (2002) und Emsdetten (2006) klar war, dass es sich hierbei nicht um ein rein amerikanisches Problem handelt.

Für ein Thema, das oftmals so populistisch und polemisch und inkompetent (leider) auch von den öffentlich-rechtlichen Sendern behandelt wird, ist Amokläufer im Visier erstaunlich gut recherchiert. Auch wenn ich nicht allen Aussagen zustimme, wurde immerhin nicht stupides Killerspiel-Bashing und die Suche nach kurzsichigen und einfachen Antworten in den Vordergrund gestellt.

Im Zusammenhang damit hier nochmal ein Text, den ich im März 2009 über die unsägliche Debatte nach dem Amoklauf von Winnenden verfasst habe. Damals hatte ich noch kein Blog, er ist in der Tageszeitung erschienen ;)


Sobald eine solch schreckliche Tat wie ein Amoklauf in einer Schule stattfindet, beginnt sofort die Suche nach einem Sündenbock und mit sogenannten „Killerspielen“ ist ein solcher auch schnell gefunden.
Sofort sind diverse Jugendschützer, Elternverbände, Pädagogen und Politiker dabei mit Forderungen nach einem Verbot. Genauso groß ist selbstverständlich die Aufregung innerhalb der Spielergemeinschaft über etwaige Verbote. Diskussionen finden jedoch nicht zwischen den beteiligten Gruppen statt, sondern nur innerhalb dieser Gruppen, man kann auch schon fast von einem Generationenkonflikt sprechen. Die einzelnen Gruppen wollen sich gar nicht verstehen, zusätzlich sind Äußerungen auf beiden Seiten stark von Emotionen geprägt und polemisch, oftmals entbehren Aussagen von „Killerspiel“-Gegnern jeder Grundlage. Dies trifft z. B. auf die Aussage zu, dass Counterstrike für das amerikanische Militär entwickelt worden ist. Das stimmt so nicht, Counter-Strike wurde als Erweiterung des Spieles Half-Life von Fans in Eigenregie entwickelt und als es eine große Fanbasis hatte schließlich kommerziell vermarktet. Tatsächlich gibt es einen von der U.S. Army entwickelten Ego-Shooter, der bezeichnenderweise auch America's Army heißt und zu Werbezwecken benutzt wird.
Häufig wird auch (bereits bei früheren Amokläufen) erwähnt, dass solche Spiele keine Gewalttätigkeit auslassen, dass Menschen verstümmelt werden o. Ä. Tatsächlich gibt es in anderen Ländern deutlich gewalttätigere Spiele als Counterstrike, in Deutschland sind solche jedoch nicht zugelassen, da es hier bereits die restriktivste Gesetzgebung gibt. Bezeichnenderweise gibt der Rechtsexperte und Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Bosbach zu, dass er sich nicht mit solchen Spielen beschäftigen müsse, um darüber Urteilen zu können. So setzt er weithin Lügen in die Welt und jeder mag sich selbst ein Urteil über sein Demokratieverständnis und seine Auffassung der Tätigkeiten und Pflichten eines MdBs bilden.
Tatächlich gibt es beim Vorschlag, zumindest in Deutschland mit dem Verbot von „Killerspielen“ zu beginnen, mehrere Probleme. In der Zeit nicht nur der ökonomischen Globalisierung, sondern auch der Vernetzung der Information und des Datenzugriffs, ist es ohne Probleme möglich, verbotene Spiele im benachbarten Ausland zu bestellen oder im Internet herunterzuladen und ich gehöre sicherlich nicht zu einer Randgruppe, wenn ich über solche Möglichkeiten Bescheid weiß. Bei aufbauenden Unternehmungen wie dem Klimaschutz mag es möglich sein, als Vorreiter einzutreten, bei Restriktionen bringt es hingegen wenig.
Gleichzeitig wird ein Wirtschaftszweig in Deutschland enorm Geschädigt, Spiele wie FarCry wurden und werden in Deutschland entwickelt. Darüber hinaus wird die Gruppe der Spieler solcher Spiele in die Illegalität abgedrängt. Dass solche Unternehmungen keinen Erfolg haben, dürfte in der Geschichte bei diversen Verbotsaktionen hinreichend bekannt sein.
Als wichtigstes Argument sehe ich jedoch an, dass über den Einfluss von Computerspielen überhaupt nichts mit Sicherheit bekannt ist. Fest steht bisher nur, dass es überhaupt einen Einfluss gibt. Jede Seite kann hinreichend Studien vorweisen, die ihre Meinung belegen. Es gibt mehrere Ansätze, z. B. dass aggressive Computerspiele die Aggressionsbereitschaft fördern, jedoch auch solche die Behaupten sie würden Angst erzeugen und die Aggressionsbereitschaft hemmen. Darüber hinaus können sie nach weiteren Theorien abstumpfend und schließlich auch noch Aggressionsbereitschaft mindern. Diese Vielfalt bisher ungeklärter Ansätze kann uns nur eines sagen: dass es keine einfache monokausale Erklärung für die Wirkung gewalttätiger Computerspiele gibt.
Allgemein haben Computerspiele nur einen kleinen Anteil an Amokläufen. Ein großer Teil der Amokläufer hat regelmäßigen Umgang mit Waffen und teilweise erhebliche Probleme mit ihrer Umwelt oder in der Schule.
Unsere gesamte Gesellschaft ist von Gewalt geprägt. Das beginnt damit, dass im Fernsehen sowohl in fiktiven Filmen als auch in den Nachrichten regelmäßig brutalste Gewalt präsentiert wird. Aber auch wenn wir von der „Ellenbogengesellschaft“ sprechen, sehen wir die Gewalt im ganzen System. Man kann schnell als „Opfer“ abgestempelt werden, wird gemieden oder gemobbt, jeder versucht einen noch tiefer stehenden zu finden, um sich über ihn zu erheben.
In Anbetracht dieser Umstände kann es meiner Meinung nach keinen positiven Effekt auf die Prävention haben, wenn „Killerspiele“ verboten werden.

Ein ebenfalls sehr guter Text über das Problem ist Die Gewalt in der Maschine, der bereits 2000 in der c’t erschienen ist.

Geschrieben von Kap. Zuletzt geändert am 15. Dezember 2012.