Heute habe ich seit längerer Zeit mal wieder ein neues Computerspiel installiert: Mayhem Triple.
Es ist ein sehr geiler Shooter, in dem die Welt vor angreifenden Killer-Bunnies gerettet werden muss. Obwohl (weil?) die Grafik nicht modern ist, sondern vermutlich auch auf einem SNES laufen könnte, macht das Spiel extrem viel Spaß, und artet direkt in ein Gemetzel aus. Was wohl Killerspiel-Gegner dazu sagen?
Die abstruse Handlung der angreifenden Killer-Bunnies wird vom Protagonisten ohne weitere Zweifel einfach hingenommen, so ist man direkt mitten im Geschehen (oder besser: Gemezel). Das Gameplay kann durch zahlreiche interessante Einfälle begeistern, so kann oftmals mit Objekten interagiert werden. Es gibt auch einige für Jump’n’Runs typische Rätsel.
Neben den massenhaft auftretenden einfachen Hasen gibt es auch fiesere Gegner, wie extrem widerstandsfähige Monsterhasen und Hoden-Bomben abwerfende Penisroboter, die für Abwechslung sorgen. Die Story wird von verschiedenen auftauchenden Protagonisten vorangetrieben, die herrlich politisch unkorrekt sind: An Checkpunkten gibt es die Möglichkeit bei einem Schwarzmarkt-Verkäufer Waffen zu kaufen. Der ist natürlich schwarz Immerhin verkauft er keine Drogen Für länger anhaltenden Spielspaß sorgen einige Erfolge, für die man zum Beispiel versteckte Gegenstände finden muss oder Hasen auf bestimmte Arten töten soll.
Wer auf nette Indy-Spiele steht, sollte es sich mal ankucken. Das ganze ist sogar kostenlos, bei Gefallen darf man dem Autor gerne spenden. Und hier noch der Trailer:
Gestern wurde die erste Folge von Anita Sarkeesians Doku-Serie Tropes vs. Women in Video Games veröffentlicht. Die Veröffentlichung über feministfrequncy legt nahe, dass es mal wieder aus feministischer Sicht gegen Sexismus geht.
Ich habe mir die erste Folge Damsel in Distress: Part 1 angesehen um zu sehen, was davon zu halten ist. Die Ankündigung auf Kickstarter hat sich jedenfalls interessant angehört.
Worum geht es? Anita Sarkeesian beschreibt ein Phänomen in Computerspielen, dass sie „Damsel in Distress“ nennt. Dabei geht es um den Fakt, dass ein weiblicher Charakter eingesperrt, gefangen, seiner Macht beraubt wird und von einem Helden befreit werden muss. Als berühmte Beispiele führt sie Peach (Toadstool), Daisy aus den Mario-Spielen und Zelda an.
Das und die weiteren Beispiele fand ich sehr interessant, ich finde Tropes ja generell interessant, auch in Filmen. Es macht auch Spaß, sie in Filmen zu suchen. Mit ihrer anschließenden Kritik übertreibt sie imho jedoch. Durch die wiederholte Verwendung würde der Eindruck gefördert, dass Frauen generell schwächer als Männer sind und sich nicht allein zur Wehr setzen können. Ich sehe das nicht so schwerwiegend. Generell sollte man ein Weltbild haben, das sich nicht zu 100% aus aufgenommenen Infos aus Filmen, Spielen und Büchern entstammt. Weiterhin sind die Szenarien ja nicht immer untypisch. Die Prinzessinnen sind ja nicht eigentlich wehrhafte Frauen, sondern eben Prinzessinnen. Marios erster Auftritt in Donkey Kong, dem er Pauline entreißen muss, fällt natürlich auch in die Kategorie. Dafür gibt’s aber mit der Donkey Kong: Pauliene Edition eine moderne Revanche.
Weiterhin kritisiert sie, dass in modernen Neuauflagen und Fortsetzungen das Prinzip nicht aufgegeben wird. Nun, in neuen Spielen darf das gern anders sein. Aber wenn die Prinzessin auf einmal Mario retten muss, möchte ich das nicht mehr spielen Zu den Neuauflagen: es handelt sich dabei teilweise um 1:1-Umsetzungen, in denen nur die Grafik verändert wurde.
Was mir etwas fehlte: mittlerweile gibt es ja bekanntermaßen starke weibliche Charaktere, wie zum Beispiel Lara Croft und Cate Archer (auch wenn es dabei natürlich andere Probleme gibt ;)). Doch auch früher gab es bereits die zahlreichen Frauen in Beat ’em ups wie Tekken (Anna, Nina, Julia, Ling Xiaoyu, etc) und Street Fighter (Chun-Li) und in den Rollenspielen. In den vielen Final-Fantasy-Teilen gab es zahlreiche weibliche Charaktere, darunter zum Beispiel Refia (FF3), Rinoa (FF8) Yuna, Lulu, Rikku (FFX) und Lightning (FF13). In Secret of Mana waren zwei der drei Hauptcharaktere weiblich und beide deutlich cooler als der „Held“. Ebenfalls in den 80ern wurden zwei berühmte Charaktere eingführt, die das Damsel-in-Distress-Thema auf den Kopf stellen: Samus Aran und Giana, die gerade erst ein neues Spiel spendiert bekommen hat. Ich könnte die Liste noch endlos fortsetzen, und das sind nur Spiele, die ich gespielt habe
In einer Sache muss ich Anita Sarkeesian jedoch zu 100% recht geben: das 1999 entwickelte Spiel Dinosaur Planet hätte wie geplant rauskommen sollen. Stattdessen haben wir nun ein Star Fox Adventures… Danke Miyamoto Naja, man kann ja nicht immer genial sein. Geschickterweise „vergisst“ sie auch noch, dass Krystal versucht die Prinzessin zu befreien. Aber sie sieht den Damsel-in-Distress-Trope nur erfüllt, wenn ein Mann eine Damsel rettet.
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Fakultät Informatik der TU Dortmund wurde unter Anderem mi dem TUDO-Cup ein Starcraft II-Turnier veranstaltet, was ich mir natürlich nicht habe entgehen lassen. Das letzte mal habe ich vor etlichen Jahren Broodwar gespielt, so dass ich einiges neue gelernt habe. Ein kleines bisschen juckt es mir ja in der Maushand, mal SCII auszuprobieren. Schade, dass die Anzahl der Stunden pro Tag so klein ist
Bevor es mit dem Turnier losging, entdeckte ich jedoch noch ein „Kunstwerk“, das irgendjemand bei einer unbekannte Künstlerin in Auftrag gegeben hatte. Diese hat dann schließlich in Kinderschrift sinnlose Fragen an die Wand geschrieben. Sachlich, wie Informatiker natürlich sind, wurde direkt die Frage gestellt „Ist das Kunst oder kann das weg?!“.
Nun ging es aber zu StarCraft. Den Organisatoren war es gelungen einige Progamer und auch Semipros einzuladen, die übrigen Plätze sind von Studenten aufgefüllt worden, außerdem hat Herr Prof. Sohler teilgenommen. Ich habe die Chance genutzt und ein Foto zusammen mit Socke gemacht, das nun im Titel prangt.
Gespielt wurde ein Double-Elemination-Turnier, dessen wichtigste Spiele im Hörsaal stattfanden und so zunächst einiges Publikum hatten. Mitten in der Nacht waren allerdings die Spieler fast alleine Ich lag mit den Finalteilnehmern nahezu gleichzeitig erst um 3 Uhr im Bett. Bis dahin haben wir vergnügliche Spiele gesehen. Der Live-Cast aus dem Hörsaal hat zwar leider aufgrund der schlechten Akustik nicht wirklich was getaugt, aber zum Glück hat sich auch Mori bereiterklärt, den TUDO-Cup zu übertragen. Nach neun Stunden hat die ständige Werbung mit dem ekligen Bierbauch-Typ sogar gefruchtet und ich hatte Bock auf ein Wildfire, die Frage is nur, wo kauft man dat???
Überraschenderweise haben sich noch relativ viele Leute zu früh morgens eingefunden, um das Finale (das interessante startet ab 33:29) zwischen Delphi und Socke zu sehen. Aufgrund des Double-Elemination war es dann doch nicht so schnell zu ende, wie erhofft, da Socke die erste Runde noch verloren hat, bevor das Turnier dann doch noch gewonnen hat. Anschließend wurden die Preise von Prof. Sohler verliehen.
Und was ist danach? Nun, ich kann mich Mori, der in seiner Übertragung nicht nur unmaßen Werbung für koffeinhaltigen Apfelsaft gemacht hat, sondern auch die Coolheit eines solchen Uni-Ereignisses oft betont hat, nur anschließen, dass solche halb-professionellen Turniere öfters von Universitäten veranstaltet werden sollten. Da ich den Organisationsaufwand kennengelernt habe, bewzeifle ich das jedoch. Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Angesichts des Amoklaufs gestern in der Sandy-Hook-Schule hat Phönix die Doku Amokläufer im Visier (IMDB) erneut gezeigt. Der Film ist entstanden, als nach den Amokläufen in Erfurt (2002) und Emsdetten (2006) klar war, dass es sich hierbei nicht um ein rein amerikanisches Problem handelt.
Für ein Thema, das oftmals so populistisch und polemisch und inkompetent (leider) auch von den öffentlich-rechtlichen Sendern behandelt wird, ist Amokläufer im Visier erstaunlich gut recherchiert. Auch wenn ich nicht allen Aussagen zustimme, wurde immerhin nicht stupides Killerspiel-Bashing und die Suche nach kurzsichigen und einfachen Antworten in den Vordergrund gestellt.
Im Zusammenhang damit hier nochmal ein Text, den ich im März 2009 über die unsägliche Debatte nach dem Amoklauf von Winnenden verfasst habe. Damals hatte ich noch kein Blog, er ist in der Tageszeitung erschienen
Sobald eine solch schreckliche Tat wie ein Amoklauf in einer Schule stattfindet, beginnt sofort die Suche nach einem Sündenbock und mit sogenannten „Killerspielen“ ist ein solcher auch schnell gefunden.
Sofort sind diverse Jugendschützer, Elternverbände, Pädagogen und Politiker dabei mit Forderungen nach einem Verbot. Genauso groß ist selbstverständlich die Aufregung innerhalb der Spielergemeinschaft über etwaige Verbote. Diskussionen finden jedoch nicht zwischen den beteiligten Gruppen statt, sondern nur innerhalb dieser Gruppen, man kann auch schon fast von einem Generationenkonflikt sprechen. Die einzelnen Gruppen wollen sich gar nicht verstehen, zusätzlich sind Äußerungen auf beiden Seiten stark von Emotionen geprägt und polemisch, oftmals entbehren Aussagen von „Killerspiel“-Gegnern jeder Grundlage. Dies trifft z.B. auf die Aussage zu, dass Counterstrike für das amerikanische Militär entwickelt worden ist. Das stimmt so nicht, Counter-Strike wurde als Erweiterung des Spieles Half-Life von Fans in Eigenregie entwickelt und als es eine große Fanbasis hatte schließlich kommerziell vermarktet. Tatsächlich gibt es einen von der U.S. Army entwickelten Ego-Shooter, der bezeichnenderweise auch America's Army heißt und zu Werbezwecken benutzt wird.
Häufig wird auch (bereits bei früheren Amokläufen) erwähnt, dass solche Spiele keine Gewalttätigkeit auslassen, dass Menschen verstümmelt werden o.Ä. Tatsächlich gibt es in anderen Ländern deutlich gewalttätigere Spiele als Counterstrike, in Deutschland sind solche jedoch nicht zugelassen, da es hier bereits die restriktivste Gesetzgebung gibt. Bezeichnenderweise gibt der Rechtsexperte und Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Bosbach zu, dass er sich nicht mit solchen Spielen beschäftigen müsse, um darüber Urteilen zu können. So setzt er weithin Lügen in die Welt und jeder mag sich selbst ein Urteil über sein Demokratieverständnis und seine Auffassung der Tätigkeiten und Pflichten eines MdBs bilden.
Tatächlich gibt es beim Vorschlag, zumindest in Deutschland mit dem Verbot von „Killerspielen“ zu beginnen, mehrere Probleme. In der Zeit nicht nur der ökonomischen Globalisierung, sondern auch der Vernetzung der Information und des Datenzugriffs, ist es ohne Probleme möglich, verbotene Spiele im benachbarten Ausland zu bestellen oder im Internet herunterzuladen und ich gehöre sicherlich nicht zu einer Randgruppe, wenn ich über solche Möglichkeiten Bescheid weiß. Bei aufbauenden Unternehmungen wie dem Klimaschutz mag es möglich sein, als Vorreiter einzutreten, bei Restriktionen bringt es hingegen wenig.
Gleichzeitig wird ein Wirtschaftszweig in Deutschland enorm Geschädigt, Spiele wie FarCry wurden und werden in Deutschland entwickelt. Darüber hinaus wird die Gruppe der Spieler solcher Spiele in die Illegalität abgedrängt. Dass solche Unternehmungen keinen Erfolg haben, dürfte in der Geschichte bei diversen Verbotsaktionen hinreichend bekannt sein.
Als wichtigstes Argument sehe ich jedoch an, dass über den Einfluss von Computerspielen überhaupt nichts mit Sicherheit bekannt ist. Fest steht bisher nur, dass es überhaupt einen Einfluss gibt. Jede Seite kann hinreichend Studien vorweisen, die ihre Meinung belegen. Es gibt mehrere Ansätze, z.B. dass aggressive Computerspiele die Aggressionsbereitschaft fördern, jedoch auch solche die Behaupten sie würden Angst erzeugen und die Aggressionsbereitschaft hemmen. Darüber hinaus können sie nach weiteren Theorien abstumpfend und schließlich auch noch Aggressionsbereitschaft mindern. Diese Vielfalt bisher ungeklärter Ansätze kann uns nur eines sagen: dass es keine einfache monokausale Erklärung für die Wirkung gewalttätiger Computerspiele gibt.
Allgemein haben Computerspiele nur einen kleinen Anteil an Amokläufen. Ein großer Teil der Amokläufer hat regelmäßigen Umgang mit Waffen und teilweise erhebliche Probleme mit ihrer Umwelt oder in der Schule.
Unsere gesamte Gesellschaft ist von Gewalt geprägt. Das beginnt damit, dass im Fernsehen sowohl in fiktiven Filmen als auch in den Nachrichten regelmäßig brutalste Gewalt präsentiert wird. Aber auch wenn wir von der „Ellenbogengesellschaft“ sprechen, sehen wir die Gewalt im ganzen System. Man kann schnell als „Opfer“ abgestempelt werden, wird gemieden oder gemobbt, jeder versucht einen noch tiefer stehenden zu finden, um sich über ihn zu erheben.
In Anbetracht dieser Umstände kann es meiner Meinung nach keinen positiven Effekt auf die Prävention haben, wenn „Killerspiele“ verboten werden.
Ein ebenfalls sehr guter Text über das Problem ist Die Gewalt in der Maschine, der bereits 2000 in der c’t erschienen ist.